Spenden für EXIT Deutschland

DANKE

Wir sind noch immer völlig aus dem Häuschen. Durch unsere NoHate Kollektion konnten wir gemeinsam mit EUCH eine Spendensumme von 20.000€ für EXIT-Deutschland realisieren. Wir möchten DANKE sagen an euch, unsere beiden Kooperationspartner:innen fritz-kola und dem FC St. Pauli und unsere Händler:innen loveco, Marlowe Nature und Zündstoff Clothing, sowie an alle Content Creators und weitere Supporter:innen der NoHate Capsule Collection. Wir freuen uns, dass dieses Herzensprojekt so gut bei euch ankam und sind Feuer und Flamme für weitere Projekte!

Spendenübergabe beim magischen FC

Die perfekte Kulisse für eine solche Spendenübergabe? Das jubelnde Millerntorstadion des FC St. Pauli. Toleranz, Vielfalt und soziale Gerechtigkeit gehören hier zur DNA des Vereins. Unsere Gründer (und seit frühester Jugend Dauerkartenbesitzer) Jan und Robert übergaben die Spendensumme beim Heimsieg gegen Hansa Rostock zusammen mit Nick und Ronja von fritz-kola und Bengt vom FC St. Pauli symbolisch an Fabian Wichmann von EXIT-Deutschland.

recolution: Was genau machst du bei Exit?

Fabian Wichmann: Ich bin im Bereich Ausstiegshilfe und Öffentlichkeitsarbeit tätig sowie für Kampagnen zuständig. Ich begleite die Aussteiger:innen, die sich an uns mit ihrem Ausstieg wenden. Wenn sich Menschen melden, dann in der Regel per E-Mail oder auch direkt telefonisch. Dann schauen wir mit den betreffenden Personen, welche Bedarfe sind da eigentlich und wie kann man ihnen helfen. Ist da Bedarf im Bereich Sicherheit, Tattooentfernung, Namensänderung oder Umzüge bis hinzu dem politisch-ideologischen Austausch mit den Personen geht. Je nachdem welche Hilfestellung die Person in ihrem Ausstieg benötigt.

 

Eure Hilfestellung wird sicherlich von Person zu Person ganz anders aussehen.

Das kann sehr unterschiedlich und langwierig sein. Wir sprechen da von akuten Fällen die 2-4 Jahre andauern und wir sind darüber hinaus auch weiter mit den Personen im Austausch. Auch weil nach vielen Jahren wieder eine Gefährdungslage eintreten kann. Daher kann man von einer sehr langfristigen Begleitung der Person sprechen. Es sind primär Männer. Wir begleiten auch Frauen, aber die sind im Vergleich zu den Männern einfach unterrepräsentiert. Unsere Kernzielgruppe ist zwischen 18 und 35 Jahre alt. In der Regel waren die Personen schon 5 bis teilweise auch 20 Jahre in der rechtsextremen Szene aktiv. Das bedeutet auch, dass einige, von denen teilweise ihr halbes Leben und damit auch ihren Erwerb in der rechtsextremen Szene verdient haben. Damit kommt stückweit auch eine andere Problematik mit auf, weil man verliert nicht nur seinen Freundes- und Bekanntenkreis, sondern auch seine Existenzgrundlage. Was dann für die Begleitung solcher Ausstiege noch einmal eine besondere Herausforderung ist und letztendlich da auch konkrete Hilfe Bedarf, die wir da auch zu leisten.

“Demokratie ist immer dann in Gefahr, wenn Demokrat:innen zu leise sind und sich nicht mehr beteiligen, wenn Prozesse ohne ihre Mitwirken geschehen, wenn die Bürger:innen dieses Landes sich nicht mehr für die Allgemeinheit einsetzen. “

Fabian Wichmann von EXIT-Deutschland

Ist durch den Rechtsextremismus aus deiner Sicht unsere Demokratie in Gefahr?

Demokratie ist immer dann in Gefahr, wenn Demokrat:innen zu leise sind und sich nicht mehr beteiligen, wenn Prozesse ohne ihre Mitwirken geschehen, wenn die Bürger:innen dieses Landes sich nicht mehr für die Allgemeinheit einsetzen. Dann ist die Demokratie in Gefahr und das betrifft Rechtsextremismus, aber das betrifft auch Prozesse aus der Mitte heraus. Demokratie ist nicht nur zwangsläufig von rechtsextremistischen Gruppen gefährdet, sondern auch von den Entscheidungsprozessen, die innerhalb einer Demokratie stattfinden. Deswegen ist es so wichtig, sich für die Demokratie zu engagieren und sich aktiv zu beteiligen, zu partizipieren und zu gestalten, als mündige:r Bürger:in quasi Teil dieser politischen Willensbildung zu sein.

Wie viele rechtsextreme Menschen leben aktuell circa in Deutschland?

Aktuell haben wir in Deutschland um die 33.000 organisierte Neonazis. Das heißt organisiert in Parteien, Kameradschaften oder anderen Strukturen. Dann haben wir innerhalb der 33.000 noch einmal 13.000 gewaltbereite Neonazis. Damit meine ich Frauen und Männer. Was mit gewaltbereit gemeint ist, sieht man anhat der Straftaten. Wir finden dort Straftaten wie Körperverletzungen, schwere Körperverletzungen bis hinzu Mord. Die letzten Jahre zeigten, dass auch viele Morde von rechtsextremen Gruppen oder Einzeltäter begangen worden sind. Man denke da an Halle oder Walter Lübcke, um nur einige Beispiele zu nennen.

Das verdeutlicht noch einmal die Notwendigkeit der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Rechtsextremismus, weil das für den Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft eine immense Gefährdung darstellt, wenn man sich dem Thema nicht adäquat widmet. Wir versuchen das über verschiedene Formate. Einerseits über die Ausstiegsbegleitung, andererseits über die Aufklärungsarbeit, die wir zusammen mit Ausgestiegenen im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen oder an Schulen oder auch im Rahmen unserer Öffentlichkeitsarbeit in unserem Journal versuchen zu machen. Damit vermitteln wir Wahrnehmungen und gleichzeitig Informationen, die zum Thema Rechtsextremismus aufklären.

Weiterhin machen wir Kampagnen wie zum Beispiel den Spendenlauf "rechts gegen rechts wunsiedel" oder das Projekt "Hass hilft" , welches sich mit der Auseinandersetzung mit Hasskommentaren im Internet auseinandersetzt. All diese Aktionen sollen die Partizipation und Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus gesellschaftlich befördern.

Wie viele von denen melden sich bei euch im Jahr und wollen aussteigen?

 

 

Wir begleiten im Jahr so zwischen 30 bis 40 Aussteiger:innen. Aber generell ist das schwierig zu sagen, da wir natürlich auch immer so eine Art Überhänge haben. Also Aussteiger:innen aus den letzten Jahren. Sodass man sagen kann, dass wir eigentlich mehr als 850 Personen seit der Gründung 2000 begleitet haben. Die Personen haben wir in ganz unterschiedlicher Intensität begleitet. Das reicht von der Auseinandersetzung auf der Ebene von politischer und weltanschaulicher Diskussion bis hinzu sehr langjährigen und intensiven Begleitungen, wo Personen mehrfach den Wohnort oder die Identität wechseln. Wir haben Begleitungen, die mehrere Jahre in Haft vollzogen werden. Sie sind alle sehr unterschiedlich von ihrer Umsetzung oder ihrer Intensität und Dauer.



Was könnt ihr konkret mit unserer Spende bewirken?

Die Spende von euch hilft grundsätzlich, die Arbeit von EXIT Deutschland sicherzustellen. Aktuell werden Teile unserer Arbeit vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Für weitere Teile brauchen wir Spenden und für die grundsätzliche Sicherung der Arbeit von EXIT Deutschland und damit sind wir auf Spenden angewiesen. Die Spenden von Privatpersonen und Firmen haben einen immensen Anteil daran, dass EXIT Deutschland als Projekt überhaupt arbeiten kann und das die Hilfe von EXIT Deutschland überhaupt angeboten werden kann. Da ist die Notwendigkeit so einer Art der Unterstützung so offenbar und dafür sind wir sehr dankbar. Insbesondere auch dieses Zeichen zu setzen, dass man die Arbeit von EXIT Deutschland als wichtig erachtet, wertschätzt und letztlich seine Wertschätzung auch in Unterstützung zeigt.

Vielen Dank für das interessante Gespräch, Fabian!

Hier findest du EXIT Deutschland: