Greener Cities

Greener Cities Issue #010 Imkern im Herzen der Stadt

Greener Cities Issue #010  Imkern im Herzen der Stadt

Greener Cities Issue #010 | Imkern im Herzen der Stadt

Eine Welt ohne Bienen ist undenkbar.

Ohne die Biene gehts nicht – weder im Garten noch in unser aller Ökosystem. Die Bedeutung von Bienen als Bestäuber für Biodiversität und Ernährungssicherheit ist elementar für die Menschheit. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat den 20. Mai als World Bee Day ausgerufen. Damit unterstreicht die Weltgemeinschaft die Erkenntnis über den Rückgang der weltweiten Bienenpopulation und den dringenden Schutz der Bienen.

Es summt auf dem Abgeordnetenhaus in Berlin, auf Hochhäusern in Kopenhagen, auf dem Dach der Garnier-Oper in Paris und auch bei uns im Norden in Hamburg. Honigbienen sind längst keine Landeier mehr, sondern bevölkern dank einer neuen Generation von Hobbyimker:innen unsere Städte. Es findet derzeit ein Wandel in der Imkerei statt: Viele professionelle Bienenzüchter geben (leider) auf, da sie gegen die Billigimporte aus Osteuropa und China nicht konkurrieren können. Dafür gibt es immer mehr Freizeitimker:innen, vor allem in der Stadt.

Das Stadtimkern fängt an, auch junge Leute zu interessieren, und darüber freut sich die zurzeit etwas überalterte Imker:innenschaft sehr. Die stetige Ausbreitung der Bienenvölker in Städten steht in engem Zusammenhang mit einer bienenfreundlichen Umgebung verglichen mit dem ländlichen Raum, wo heutzutage Monokulturen vorherrschen.

Stadtimkerei ist für viele Imkern mehr als nur ein Hobby, vielmehr ein Lebensgefühl: Natur ins städtische Umfeld zu bringen, eine gesunde Lebensweise nach außen zu tragen.

Warum das so ist und warum wir die Bienen unbedingt schützen müssen, erzählt uns Maxim Weber, Gründer vom Hamburger Stadthonig. Maxim ist leidenschaftlicher Stadtimker und bewirtschaftet als One-man-show die Bienen, kümmert sich um den Verkauf sowie um die Vermarktung des Stadthonigs. Als er 2012 die Dokumentation „More Than Honey“ von Markus Imhoof im Kino sah, stand für ihn fest, dass er selber unbedingt Bienen halten möchte.

Warum brauchen wir die Biene?

Maxim Weber: Kaum ein Tier wird so geschätzt wie die Biene: Arbeit, Ordnungssinn und perfekte Zusammenarbeit kennzeichnen ihr Leben. Sie ist unverzichtbar für unser Ökosystem als Bestäuber für Kulturpflanzen und sie produziert ebenfalls leckeren Honig.

Wie bedroht ist die Biene?

Die Honigbiene ist nicht wirklich bedroht, weil die Imker:innen die Honigbiene pflegen und damit ihr Überleben auch sichern. Bei den Wildbienen sieht es hier aber anders aus. Es gibt bei uns mehr als 560 Wildbienenarten und die Hälfte davon ist vom Aussterben bedroht. Die meisten leben nicht wie die Honigbiene mit anderen in großen Staaten zusammen, sondern allein und versorgen ihren Nachwuchs. Ein entscheidender Grund für das Insektensterben in Deutschland ist die ständige Intensivierung der Landwirtschaft. Falls Insekten nicht direkt durch Insektizide sterben, fehlen ihnen Lebensraum und Nahrungsgrundlagen. Viele Wildbienenarten sind Spezialisten und fliegen nur eine Futterpflanze – oder Pflanzenfamilie an. Verschwindet die Pflanze aus der Landschaft, stirbt die Wildbienenart aus

Bienen in Bienenwaben

Was kann der Normalverbraucher tun, um die Bienen zu schützen?

Pflanzen, pflanzen, pflanzen! Insekten benötigen viel und unterschiedliches Futter. Sie nehmen ihre Nahrung aus den Blüten unterschiedlichster Pflanzen. Wer die Insekten unterstützen möchte, sollte möglichst viele Pflanzen in seinem Garten oder auf seinem Balkon anpflanzen. Im Internet gibt es diesbezüglich sehr viel Inspiration.

Was ist das Besondere an deiner Produktion?

Der Stadthonig kommt direkt aus Hamburg, ohne weite Wege und ohne großen CO2 Footprint. Meine wöchentlichen Bienenstand-Besuche erledige ich in der Regel mit dem Fahrrad. Zusätzlich ist der Stadthonig sehr rein und unbelastet, da Chemiekonzerne hier in der Stadt keine Pestizide versprühen dürfen.

Hamburger Stadthonig Glas

"Der Stadthonig ist sehr rein und frei von Chemikalien. Zusätzlich gibt es in Hamburg eine große Pflanzenvielfalt, von der die Bienen profitieren."

Maxim, Gründer Hamburger Stadthonig

Gibt es Situationen, in denen du Angst vor deinen Bienen hast?

Ich imkere immer mit einem Schleier und trage Handschuhe, wenn ich mit den Bienen arbeiten. So schützt man sich am besten vor Bienenstichen. Ich werde aber auch mit Schleier immer wieder mal gestochen. Das lässt sich leider nicht vermeiden.

Wie kamst du auf die Idee zu deinem Projekt “Hamburger Stadthonig”?

Ich habe das in anderen Städten gesehen und dachte, dass brauchen wir auch in Hamburg. Zumal der Stadthonig auch sehr gut bei den Hamburgern ankommt und ich das natürlich auch sehr gerne mache und anderen Menschen dafür begeistern möchte.

Wie hast du angefangen?

Ich habe mich im Winter in einem Imker:innenverein angemeldet und habe mit den erfahrenen Herrschaften gefachsimpelt. So lernt man am schnellsten. Dort habe ich auch mein erstes Bienenvolk bekommen und konnte dann im Frühling gleich starten.

Was ist das Besondere an Honig aus der Stadt?

Der Stadthonig ist sehr rein und frei von Chemikalien. Zusätzlich gibt es in Hamburg eine große Pflanzenvielfalt, von der die Bienen profitieren. Es ist ein sehr leichtes Produkt und muss nicht aus China oder Südamerika importiert werden. Kurze Wege sind ökologisch wichtig.

Wo stehen deine Bienenstöcke in Hamburg und wie hast du die Orte gefunden?

Ich bin auf meinen Radtouren durch Hamburg immer wieder an geeigneten Plätzen vorbei gekommen, habe dann dort geklingelt oder eine E-Mail geschrieben und mein Projekt vorgestellt. Ab und an sagt da jemand ja und ich darf die Bienen aufstellen. Aktuell stehen die Bienenhäuser in Altona, Eimsbüttel, Harvestehude, Ottensen, Pöseldorf, Schanze und am Jenischpark. Ich suche meist nach einer ruhigen Ecke im Garten oder einem begrünten Flachdach. Das sind gute Plätze für unsere Bienen.

Wie oft wird Honig geerntet und wie läuft die Ernte ab?

Es wird zweimal im Jahr Honig geerntet. Einmal im Juni und dann noch einmal Ende Juli. Dann ist das Bienenjahr auch schon für den Imker fast vorbei. Die Ernte ist recht simpel. Ich hole erst einmal alle Honigräume ab, indem ich die Rahmen mit dem Honig von den Bienen löse. Danach werden die Waben entdeckelt in eine Honigschleuder gegeben. Der Honig fließt aus den Waben und wird dann gesiebt. Nach ein paar Tagen wird der Honig in die Gläser verfüllt. Das ist im Grunde die Honigernte.

Honigernte Imkern in der Stadt
Bienen in der Wabe

Wie oft bist du bei den Bienen?

Von Mai bis August fahre ich einmal wöchentlich zu jedem Bienenhaus, um dort nach dem Rechten zu sehen. Ich will sicherstellen, dass es ihnen gut geht.

Leben auch Wildbienen in der Stadt

Ja, auch Wildbienen leben bei uns in der Stadt, die mögen es auch hier. Jeder sollte ein Insektenhotel auf seinem Balkon haben und insektenfreundliche Pflanzen aussäen.

Und was passiert im Winter mit ihnen?

Im Winter sind die Bienen in der Winterruhe. Sobald die Temperaturen unter 10 Grad fallen, kommen diese nicht mehr vor die Tür und bleiben im Bienenstock. Die Bienenhäuser bleiben das ganze Jahr über stehen und werden nicht verstellt. In den kalten Wintermonaten rücken die Bienen ganz eng zusammen und wärmen sich gegenseitig. Dadurch bilden sie die sogenannte Wintertraube. In gewohnter Weise ist auch im Winter Teamwork angesagt: Bienen aus dem kühlen Außenbereich der Wintertraube werden immer wieder von den aufgewärmten Bienen im Innenbereich abgelöst. Mittendrin sitzt die Königin. Fällt die Temperatur im Bienenstock unter 10 Grad Celsius, zittern sie den Stock für mindestens einen Tag lang warm. Dazu klinken sie ihre Flügel gewissermaßen aus, damit sie nicht abheben, und erzeugen mit ihrer Flugmuskulatur ein Muskelzittern. Die Fähigkeit aktiv Wärme zu produzieren, ermöglicht es den Bienen auch einen Winter bei zweistelligen Minusgraden zu überstehen, ohne in eine Kältestarre zu verfallen oder zu verhungern. Sobald der Honig durch die Wärme wieder flüssig geworden ist, stecken die Bienen ihren Rüssel rein und laden ordentlich Energie auf.

Wie arbeiten und kommunizieren Bienen?

Bienen haben keine Wortsprache wie wir Menschen. Dennoch kommunizieren sie untereinander - beispielsweise, wenn sie eine Futterquelle gefunden haben und die anderen Bienen über den Fundort informieren wollen. Dies geschieht über einen speziellen Tanz, der mit Bedeutungen verbunden ist. Diese Art der Kommunikation wird daher auch Tanzsprache genannt.

 

Welche Ziele hast du mit deinem Projekt?

In erster Linie macht es mir ungeheuren Spaß, mit den Bienen zu arbeiten. Wenn ich es schaffe, weitere Menschen für diese tollen Insekten zu begeistern, dann freut mich das sehr. Ich leite zum Beispiel auch eine Schulimkerei am Gymnasium Altona in Ottensen. Dabei bewirtschaften wir mit den Kindern in der Regel zwei Bienenvölker und begleiten diese durch den Sommer. Wir passen auf, dass diese nicht ausschwärmen und ernten dann den Stadthonig Ende des Sommers.

recolution x Hamburger Stadthonig Bienenpatenschaft

Wir möchten die lokalen Stadt-Imker:innen unterstützen und haben zum heutigen World Bee Day eine Bienenstock-Patenschaft übernommen.

Folge uns auf Instagram für mehr Informationen und Updates, wie es unserem Bienenvolk in den nächsten Wochen und Monaten ergeht. Am Ende der Saison im August verlosen wir den Honig von unserem Bienenstock an unsere Community.

 

 

Hamburger Stadthonig

Hier findest du das Projekt von Maxim:

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Founder Story
recolution x Bridge & Tunnel