Greener Cities Issue #004 | Dubai – Welcome To Sustainable City
2006 erklärte der WWF die Vereinigten Arabischen Emirate zum Land mit dem größten ökologischen Fußabdruck pro Kopf weltweit. Spitzenreiter: Dubai. Rundum verglaste, klimatisierte 5-Sterne-Sternehotels und Supervillen, Skihallen, künstliche Strände – Dubai war das Sinnbild für grenzenlosen Luxus. Exzessiver Wasserverbrauch und CO2-Austoß inklusive. Seither hat sich die Einwohnerzahl noch einmal verdoppelt. In Dubai leben heute rund 3,2 Millionen Menschen.
Wie ausgerechnet Dubai nachhaltig wurde.
Bereits 2011 erließ Dubais Stadtverwaltung verpflichtende ökologische Vorgaben für öffentliches Bauen, seit 2014 gelten diese auch für Privatgebäude. Hierzu gehören hohe Energieeffizienzstandards, Parkmöglichkeiten für emissionsarme Fahrzeuge und Fahrräder, Grünflächen mit ans Klima angepassten Pflanzenarten und eine helligkeitsgesteuerte Außenbeleuchtung.
2014 startete das Projekt „Sustainable City“, Ende 2019 soll es fertiggestellt sein. Auf 46 Hektar im Süden der Stadt wächst ein neues Büro- und Wohnviertel mit aktuell 2700 Einwohner:innen. Ein Quartier, das mehr Energie erzeugt, als es benötigt. Im Schnitt verbrauchen Gebäude rund 40 % der weltweit produzierten Energie und natürlichen Ressourcen ein Viertel des Wassers und erzeugen ein Drittel der Emissionen. Umweltfreundliches Bauen in kargen Wüstenregionen ist von umso größerer ökologischer Notwendigkeit. Wie meistert Dubai diese Herausforderung?
Die grüne Pufferzone.
Eine dreißig Meter breite, ökologische Pufferzone umgibt die nachhaltige Stadt. Sie besteht aus mehr als 2500 Bäumen, bis zu 10 Meter hoch, die Lärm und Luftverschmutzung reduzieren und einen natürlichen Lebensraum bilden. Bewässert wird die Puffer Zone durch das unterirdisch wiederaufbereitete Grauwasser der Stadthäuser. Inmitten dieses grünen Rings verläuft eine Fahrradstraße.
Die Nachhaltige Stadt.
Fünfhundert Villen, L-förmig unterteilt in fünf Blöcke und durch eine zentrale Parkfläche miteinander verbunden – das ist die Sustainable City. Die dichte Anordnung der Gebäude sorgt durch kühlenden Schatten für einen geringeren Verbrauch der Klimaanlagen. Auf jedem der zweistöckigen, thermisch isolierten Bauten finden sich große Solarflächen – jeder Villa produziert ca. 30 Kilowatt pro Stunde. 40.000 Solarmodule sind in der Sustainable City verbaut. Zusätzliche Energie erzeugen die Bewohner:innen beim Training im hauseigenen Fitnessstudio, wo eine Stunde auf dem Laufband genug Strom liefert für 1900 Stunden Licht ihrer Zimmerlampe. Neben der regenerativen Energiegewinnung reduzieren eine durchdachte Infrastruktur und grüne Mobilitätsangebote z. B. elektrische Buggies und Car Sharing Stationen für Elektroautos, die Emissionen. Büros, Supermärkte, Cafés und Restaurants sind von überall aus fußläufig erreichbar. 85 Meter beträgt die maximale Entfernung der Villen zu einer der beiden öffentlichen solarüberdachten Parkflächen. So schrumpft mit dem Einzug in die Sustainable City der persönliche CO2- Fußabdruck um mindestens 60 %.
Plätze für nachhaltiges Miteinander.
Anordnung und Ausstattung der Gebäude bilden die Grundlage für ökologisches Wohnen und Arbeiten. Sie fördern aber auch persönliche Teilhabe und verantwortliches Miteinander. Jeder Block verfügt über einen zentralen grünen Platz mit Kühlturm, Gemeinschaftsgärten und Spielplätze (mit Bodenbelag aus recycelten Autoreifen).
Die stadtplanerische „Wirbelsäule“ der Sustainable City: Der Central Green Spine, ein großer Park, der das gesamte Quartier durchzieht und wie die Puffer Zone durch wiederaufbereitetes Grauwasser bewässert wird. Er ist Naherholungsgebiet mit Sportanlagen, Pools und öffentlichen Kursangeboten. Elf kuppelartige Gewächshäuser bieten rund 3000 Hektar Fläche für urbane Landwirtschaft.
Kultur, Tradition und globales Zukunftsdenken vereint das religiöse Zentrum des Quartiers: die weltweit erste nachhaltige Moschee. Ganzheitliches „Green Living“ ist außerdem grundlegendes Bildungskonzept: Der Lehrplan der Fairgreen International School basiert auf sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit. Die Schüler:innen erlernen positives Verantwortungsbewusstsein, kollektiv, kreativ und lösungsorientiert.
Die Machbarkeit grüner Städte.
Bis 2050 will Dubai 75 % der Energie aus nachhaltigen Quellen gewinnen. Es soll die Stadt mit dem kleinsten CO2-Fußabdruck der Welt werden. Architektur- und Klimaexpert:innen halten dies für machbar. Und wenn es Dubai schafft, können es auch andere schaffen. Damit das gelingt, braucht es zum einen verbindliche politische Richtlinien, die nachhaltige Stadtentwicklung aktiv fördern und ökologisches Bauen nicht mehr zum Luxus- oder Pionierprojekt machen, sondern zum neuen Standard. Ein Standard, der insbesondere die Viertel erreicht, wo Architektur nicht nur Ressourcen verschlingt, sondern Tristesse, Naturferne und Entfremdung, die körperliche und mentale Gesundheit der Menschen vergiften, die dort leben. Denn vor allem braucht es uns - Bewohner, die ihre Stadt als wertvollen Lebensraum für alle begreifen. Ihn wertschätzen, bewahren und aktiv mitgestalten wollen.