Greener Cities Issue #009 | Foodsharing

Ein Konzept gegen Lebensmittelverschwendung

Wusstest du, dass pro Kopf in Deutschland 75 kg Lebensmittel pro Jahr verschwendet werden? Das ist Irrsinn. Auf der einen Seite der Welt verhungern Kinder und wir werfen mit noch verwertbaren Lebensmitteln um uns.

foodsharing - Ein Konzept gegen Lebensmittelverschwendung

foodsharing nahm sich 2012 in Berlin der Thematik an, um noch essbare, aber nicht mehr verkäufliche Lebensmittel vor der Tonne zu bewahren. Denn auch wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten oder die Verpackung beschädigt ist, sind Lebensmittel üblicherweise noch genießbar. Überproduktionen müssen so nicht im Müll landen. Über foodsharing werden diese Lebensmittel ohne Gegenleistung weiterverschenkt.

Foodsharing-Gründer Raphael Fellmer, der ursprünglich Lebensmittel aus Mülltonnen von Bio-Supermärkten gerettet hatte, kam mit seiner Idee auf Supermärkte zu und fruchtbare Kooperationen nahmen ihren Lauf. Eines der Prinzipien von foodsharing ist, dass sämtliche Arbeit ehrenamtlich abläuft und gleichzeitig niemand für die Mitgliedschaft oder die abgeholten Lebensmittel zahlen muss.

Auf den jeweiligen Online-Plattformen können sich foodsharing-Mitglieder organisieren und durch private Nachrichten mit jedem anderen Mitglied in Kontakt treten. Über 200.000 Menschen sind auf den foodsharing-Plattformen registriert.

Foodsaver – Christian Haasen

Unser langjähriger Mitarbeiter Christian Haasen ist Mitglied beim Foodsharing und rettet regelmäßig Lebensmittel in Hamburg.

Mitarbeiter recolution Mitglied bei foodsharing

Wir haben Christian einen Tag lang beim Foodsharing begleitet.

Wie kannst du dich beteiligen?

Der erste Schritt ist, sich auf der foodsharing-Seite seines Landes mit Namen und E-Mail-Adresse zu registrieren. Durch diese Registrierung ist man offizieller Foodsharer und kann sich mit anderen Mitgliedern vernetzen, Lebensmittel auf der Plattform einstellen und so verschenken oder auch angebotene Lebensmittel abholen.

Hier gilt immer die Regel: „Gib‘ nur weiter, was du auch noch essen würdest.“

Der Unterschied zwischen Foodsharer:in und Foodsaver:in

Möchte sich Food Sharer:innen noch mehr einbringen, können sie Foodsaver:innen werden. Ein:e Foodsaver:in ist ein registriertes Mitglied von der foodsharing-Plattform. Außerdem hat ein:e Foodsaver:in eine Ausbildung absolviert, die ihm:ihr ermöglicht, ehrenamtlich überschüssige, aber noch genießbare Lebensmittel bei mit foodsharing kooperierenden Betrieben einzusammeln, um sie vor der Entsorgung zu retten.

Foodsaver:innen stellen "das Gesicht" von foodsharing sowohl gegenüber den Lebensmittelbetrieben als auch gegenüber der Öffentlichkeit insgesamt dar. Deswegen tragen sie Verantwortung dafür, das Projekt auf professionelle Weise zu repräsentieren.

Um Foodsaver:in zu werden, umfasst eine kurze, aber sehr intensive Ausbildung mit der man zu Lebensmittel- und foodsharing-Expert:innen wird.

Die Aufgaben der Foodsaver:innen

Foodsaver:innen holen Lebensmittel von einem kooperierenden Betrieb ihrer Wahl ab und sorgen dafür, dass das gerettete Essen fairteilt und alles aufgegessen wird.

Christian Haasen beim Foodsharing

Sie repräsentieren foodsharing gegenüber allen Leuten im Betrieb. Dazu gehört auch, dass sich die Foodsaver nach den Wünschen und Bedürfnisse des Betriebes richten und möglichst wenig Aufwand und Mühe verursachen.

Foodsaver sind für jeden Betrieb, bei dem sie abholen wollen, Mitglied in einem Team. Gemeinsames Ziel jedes Teams ist es, dem Betrieb eine 100%ige Abholquote zu gewährleisten und alle noch genießbaren Lebensmittel, die dort aussortiert werden, abzuholen und weiterzuverteilen.

Foodsaver sortieren die Lebensmittel selbständig in genießbare und nicht mehr genießbare. Für alle Lebensmittel, die sie weitergeben, übernehmen sie alleine und privat die Verantwortung. Die Verhaltensregeln liefern ausführliche Vorgaben für die Aktivitäten als Foodsaver.

Foodsharing Lebensmittel
Foodsharing Lebensmittel

Lebensmittel: Zwischen Wertschätzung und Verschwendung

Weltweit müssen nach Angaben der Vereinten Nationen 690 Millionen Menschen hungern. Doch das müsste eigentlich gar nicht so sein. Zumindest, wenn wir uns die vielen Lebensmittel anschauen, die auf der Welt weggeworfen werden und im Müll landen.

Der Food Waste Index Report 2021 zeigt, dass 931 Millionen Tonnen Lebensmittel im Jahr 2019 weltweit verschwendet wurden. 61 Prozent davon stammen demnach aus Haushalten, 26 Prozent aus der Gastronomie und 13 Prozent aus Supermärkten und Discountern.

Alleine in Deutschland landen Jahr für Jahr rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Laut einer aktuellen Studie des Thünen-Instituts, die auf Basis von EU-Vorgaben erstellt wurde, landen rund 75 Kilogramm Lebensmittelabfälle pro Kopf und Jahr in Deutschland im Müll privater Haushalte.

Die Vereinten Nationen haben berechnet, wie viele Menschen wir ernähren könnten, wenn wir keine Lebensmittel wegschmeißen würden. Es wären 2 Milliarden. Theoretisch könnten wir damit also den weltweiten Hunger locker stillen.

Lebensmittelabfälle – nicht nur Sache von privaten Haushalten

Diese Produkte aus dem Haushalt landen am häufigsten im Müll

Diese Produkte aus dem Haushalt landen am häufigsten im Müll. Lebensmittelverschwendung

Viele Lebensmittel werden schon bei der Herstellung, beim Transport oder der Lagerung verschwendet. Hier muss die Politik verbindliche Regelungen erlassen. Aber auch jeder Einzelne kann ohne viel Aufwand aktiv werden gegen Lebensmittelverschwendung und die Verschwendung von Ressourcen.

Unsere Tipps: Essen retten im Alltag

Wir können mehr tun, als wir denken! Es liegt also in unserer Hand. Noch dazu haben wir, die in Europa oder Amerika leben, eine besondere Verantwortung. Wir werfen pro Kopf etwa 9-18x so viel weg, wie Menschen in Afrika und Südostasien. Unfassbar!

Bewusster einkaufen.

Wir sind Fans vom klassischen Einkaufszettel. Wer sich vorher Gedanken macht, was und wie viel auf den Tisch soll, tappt nicht in die Falle, dass zu viele oder nicht benötigte Lebensmittel im Korb landen. Und: Im Gegensatz zu den meisten Discountern sind auf dem Markt auch kleinere Mengen erhältlich. Klasse statt Masse!

Clever einkaufen.

Sorge mit lange haltbaren Lebensmitteln vor. Für uns bedeutet das, dass wir immer eine Packung Spinat, Brokkoli oder anderes grünes Gemüse und Obst wie z.B. Beeren in der Tiefkühltruhe vorrätig haben. Dann ist es gar nicht schlimm, wenn du eher „zurückhaltend“ einkaufst und mal kein frisches Gemüse mehr zu Hause hast.

Auf den letzten Drücker.

Wenn das Gekaufte sowieso für den gleichen oder kommenden Tag gedacht ist, ruhig mal bewusst zu den Produkten mit kurzem Mindesthaltbarkeitsdatum greifen. Sie sind schließlich immer noch einwandfrei!

Auf die Sinne verlassen.

Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten, bedeutet das nicht, dass das Produkt nicht mehr genießbar ist. Den abgelaufenen Joghurt ruhig öffnen und probieren, statt ihn ungeprüft in die Tonne zu werfen. In der Regel helfen Augen, Nase und Mund, um zu erkennen, ob das Produkt noch gut ist. Vorsicht aber mit dem Verbrauchsdatum von Fisch und Fleisch – dies sollte in der Regel eingehalten werden!

Reste-Essen veranstalten.

Reste-Essen sind grundsätzlich immer ein guter Gedanke. Alle Reste zusammenschmeißen und daraus etwas gutes gemeinsam kochen. Lasst eurer Kreativität freien Lauf.

Besser verarbeiten.

Welche Gemüsereste können noch anders verwertet werden? Meist landen viel zu viele Reste beim Schnibbeln im Abfall. In diesem Beitrag findest du einige Tipps, um Obst und Gemüse mit Stumpf und Stiel vollständig zu verarbeiten.

Haltbar machen.

Was Großmutter schon konnte, kann ich auch. Einkochen rettet Obst und Gemüse vor der Tonne. Die Ergebnisse sind köstlich und eignen sich auch noch gut als kleine Geschenke. Wie wäre es mit süß sauer eingelegtem Gemüse oder einem Kürbis-Chutney?

Lass dich nicht von Angeboten locken.

„Drei zum Preis von Zwei“ hört sich zwar erstmal toll an. Überleg dir aber vor dem Kauf, ob du diese Menge auch wirklich verbrauchen kannst!