Greener Cities Issue #011 |

Nachhaltig reisen

Touristischer Klima-Fußabdruck

Reisen macht Spaß und erweitert den Horizont. Der Tourismus boomt weltweit, allerdings vergessen wir oft, dass unsere Reiselust auch negative Auswirkungen auf die Einwohner:innen im Urlaubsziel und unsere Umwelt haben kann. Tourismus spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle für den Klimawandel. So haben Forscher:innen der Universität von Sydney errechnet, dass der globale Tourismus für acht Prozent der gesamten CO2-Emissionen der Menschheit verantwortlich ist. Je weiter das Urlaubsziel, desto größer ist der Energieverbrauch auf dem Reiseweg und die damit verbundenen klimarelevanten Umweltauswirkungen. Gleich ganz auf das Reisen zu verzichten, bringt selbstverständlich nichts, aber auch sanfter und langsamer Tourismus kann richtig Spaß machen! Urlaubsvergnügen und nachhaltiges Reisen müssen sich aber nicht ausschließen. Eine überlegte Urlaubsplanung hilft, um den eigenen touristischen Fußabdruck zu verringern.

Slow Travel oder Slow Tourism

Unter dem Begriff Slow Tourism (= Langsamer Tourismus) werden die vielfältigen Themen und Trends des Tourismus zwischen Langsamkeit und Nachhaltigkeit, Sinnhaftigkeit und Sinnlichkeit zusammengefasst, die ein authentisches Reiseerlebnis ermöglichen.

Die Tourismusbranche hat ihre Strukturen in der Vergangenheit auf Schnelligkeit und Effizienz hin entwickelt – und stößt damit an ihre Grenzen. Jenseits von Pauschalurlaub, Massentourismus und All-Inclusive-Hotels etabliert sich daher Slow Travel als neue Form von Erlebnisreisen.

Die Entstehung der Slow Travel-Bewegung

Slow Travel ist Teil der Slow-Movement-Bewegung, die in den 1980er Jahren in Italien entstand. Aus Protest gegen eine Filialeröffnung der McDonalds-Kette in Rom wurde die Slow-Food-Bewegung ins Leben gerufen – als Gegenstück zum Fast Food. Regionale Produkte und traditionelle Küche mit seit langer Zeit überlieferten Rezepten stehen dabei im Vordergrund. Slow Food stellt die bewusste Zubereitung und den Genuss eines Essens dar und ist somit viel mehr als bloße Nahrungsaufnahme. Beim Slow Travel steht die Verbindung zum Urlaubsort, seinen Einwohner:innen und deren Kultur im Mittelpunkt. Es bietet den Urlauber:innen die Möglichkeit, bewusst in das regionale Leben einzutauchen.

Slow Travel vs. Pauschalreise

Während gewöhnliche Pauschalreisen sich meist auf bekannte Urlaubsgebiete konzentrieren, liegt der Schwerpunkt bei Slow Travel auf abgelegenen Zielen oder aber auf bekannten Zielen zu ungewöhnlichen Zeiten. Die innere Ruhe zu finden sollte beim Slow Travel immer möglich sein. Bei Pauschalreisen mit Ausflügen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Umgebung oder einer Rundum-Verpflegung können die Urlauber:innen kaum etwas vom wirklichen Leben des Ortes erfahren. Die Entdeckung der Region, der Erfahrung mit regionalen Produkten zu kochen oder in einem typischen Restaurant essen zu gehen, fällt fast vollständig weg. Slow Travel ist nicht nur für wagemutige Alleinreisende, die mit dem Fahrrad durch viele Länder reisen wollen. Slow Travel kann jede:r machen, der sich entscheidet, einem Ort und seinen Menschen zu begegnen. Das kann ein Paar sein, das eine günstige Unterkunft auf einem Bauernhof mietet oder die Familie, die sich für den Familienurlaub ein Haus am Meer bucht, ebenso wie Rentner:innen oder Alleinreisende, die sich ein Apartment in einer Stadt mieten, um sie zu erkunden. Dafür kann der Reiseführer zu Hause bleiben, denn die Einheimischen wissen, was es Schönes in der Nähe gibt.

Nachhaltige Reiseziele

Vom Fernweh gepackt, stellt sich nun die Frage welche Reiseziele erkundet werden sollen. Ein Geheimtipp sind die nachhaltigsten Städte Europas. Warum also nicht mal ein grünes Reiseziel wählen. Zahlreiche Städte in Europa haben in Sachen Nachhaltigkeit eine echte Vorreiterrolle inne. Sie begeistern dabei ihre Besucher:innen mit innovativen Konzepten, die den Weg für eine nachhaltigere Zukunft ebnen.

Sustainable Cities

London, Stockholm, Edinburgh, Singapur, Wien, Zürich, München, Oslo, Hong Kong, Frankfurt: Das ist die Top 10-Liste der nachhaltigsten Städte laut dem "Sustainable Cities Index 2018". Für den hatte das Planungs- und Beratungsunternehmen Arcadis 100 Metropolen in den Kategorien "People", "Planet" und "Profit" analysiert – also soziale Auswirkungen, Umweltaspekte und ökonomische Ziele, eng abgestimmt mit den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung. Jede Kategorie war wiederum in Indikatoren unterteilt und nur wer die Interessen von People, Umwelt und Profit bestmöglich miteinander vereint, schaffte es unter die Top 20.

Unsere Favoriten in Europa

Kopenhagen

Kopenhagen beeindruckt nicht nur als nachhaltige Fahrradstadt, sondern auch durch eine beachtliche Architektur. Die Stadtverwaltung Kopenhagen hat ein ambitioniertes Ziel: Sie will bis zum Jahr 2025 CO₂-neutral werden. Dafür werden in der dänischen Hauptstadt zahlreiche Projekte und Maßnahmen umgesetzt, in denen nachhaltige Stadtentwicklung, hohe Lebensqualität und wirtschaftliches Denken zu einer Einheit verbunden werden. Die dänische Regierung hat verstanden, dass Ressourcen nicht endlos nutzbar und freie Baugrundstücke ein seltenes Gut sind. Aus diesem Grund werden heute im ganzen Land Gebäude saniert, energiesparende Maßnahmen gefördert und neue Mobilitätskonzepte ins Leben gerufen – Kopenhagen gilt als schillerndes Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung in Europa.

Stockholm

Große Städte wachsen unaufhörlich. Stockholm ist eine der am schnellsten wachsenden Hauptstädte Europas. Bis 2040 will sie CO2-neutral sein. Nach der Kür zu Europas grüner Hauptstadt 2010 hat Stockholm seine Anstrengungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung noch verstärkt. Schwedens Hauptstadt will bis 2040 klimaneutral sein und verfolgt zahlreiche Smart-City-Projekte mit ganzheitlichen Ansätzen für zukunftsträchtige Mobilitäts-, Abfallwirtschafts- und Energieversorgungslösungen. Im öffentlichen Nahverkehr setzt man auf erneuerbare Energien und Elektroantriebe.

Wien

Auch Wien hat viele Vorhaben der Umwelt etwas Gutes zu tun. In ihrem Stadtentwicklungsplan 2025 sind alle Ziele aufgelistet, die sie erreichen möchten. Doch dies sind nicht die einzigen Projekte: Seit Jahren arbeitet Wien daran, dienachhaltige Entwicklung der Stadt auch für die Zukunft sichern zu können. Wer seinen Urlaub im Zeichen von Gesundheit und Nachhaltigkeit verbringen möchte, ist in Wien richtig. Von ökologischer Körperpflege über faire Mode bis zu Naturkostgeschäften ist alles zu finden. Übrigens: Die Stadt Wien ist einer der größten Biobauern Österreichs. Über 860 Hektar Biofläche werden auf drei Stadtgütern bewirtschaftet.

Tipps für smarte und nachhaltige Reisebuchung

Ob bei der Reisebuchung oder der Auswahl der Unterkunft wir können so viel tun, um unseren Urlaub nachhaltig zu gestalten. Ein schöner Strand, grüne Wälder und imposante Berglandschaften, in denen viele Tiere zu Hause sind – all das sind Orte, an denen man gerne Urlaub macht. Doch gleichzeitig sollte man in solchen Regionen achtsam unterwegs sein, sodass auch noch Generationen nach uns daran teilhaben können und sie genießen können.

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